21.08.2019

Aus dem Bibelzentrum über Stadt und Land

Aus dem Bibelzentrum über Stadt und Land –

Nicole Chibici-Revneanu schreibt:

Des Himmelfahrtskommandos zweiter Teil. So fühlt es sich an, als ich am Samstagmorgen vom Hof rolle, das Auto voll beladen mit E-Piano, Cajón, Kulisse samt Stativen und diversen Requisiten.

Der erste Teil des Himmelfahrtskommandos ist jetzt gut sechs Wochen her: Mit 25 Kindern in fünf Tagen ein 90-Minuten-Stück einzustudieren, das ist… sportlich. Wir hatten Probenpläne, die bis auf die Minute durchgetaktet waren. Die Kinder und Jugendlichen der „Lütten Engelspierken“ fanden das mehrheitlich toll: Schließlich hatten sie sich gewünscht, das Bugenhagenmusical der „großen“ Pommerschen Engelspierken auch zu spielen. Aber es war sehr, sehr anstrengend. Und das in der ersten Ferienwoche!

Die erste Aufführung im Bibelzentrum hat gut geklappt. Aber das ist, wie gesagt, sechs Wochen her. Ich habe keine Ahnung, ob die jungen Musicaldarsteller ihre Texte und Töne noch können. Ob sie geübt haben. Ob sie nach der ersten Schulwoche noch ein bisschen Energie übrig haben für diesen Kraftakt. Aber: Heute um 17 Uhr ist Aufführung. Und morgen um 17 Uhr auch. Das steht fest.

An der Greifswalder Christuskirche stehen schon ein paar fleißige Helfer und Helferinnen. Erste Erleichterung: Auf unser Team ist Verlass! Langsam tröpfeln auch die Kinder herein. Fröhlich kommt ein kleiner Junge an, er bräuchte jetzt erst mal sein Textheft. Wie jetzt, Textheft? Jetzt braucht doch keiner mehr ein Textheft! Die gab es bei der Freizeit, und seitdem habe ich sicherheitshalber noch zwei Mal alle Text- und Notendateien rundgemailt, damit auch wirklich alle versorgt sind. „Wirklich alle“ hat offenbar nicht funktioniert. Aber Gott sei Dank stellt sich heraus, dass die anderen Kinder gut vorbereitet sind. Ich staune: Durchlaufprobe und (nach der Mittagspause) Generalprobe laufen ganz prima, an etlichen Stellen sogar viel besser und flüssiger als vor sechs Wochen.

Und dann ist es soweit. Die Christuskirche füllt sich, die „Lütten“ kichern aufgeregt vor der Türe herum, und nach einem kurzen Vorbereitungsgebet für die, die wollen, geht es los. Das Publikum ist freundlich und geht wunderbar mit. Sie lachen an den richtigen Stellen, recken ihre Hälse, wenn unsere Kleinsten dran sind, und ganz hinten sitzt eine ganze Reihe „Pommerscher Engelspierken“, die sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen wollen. Der Kleinere unserer beiden Bugenhagen-Darsteller legt den fetzigsten Boogie aller Zeiten hin, die „Tratschweiber“ sind sichtlich ganz in ihrem Element, die Damen und Herren Reformatoren sind allesamt gut bei Stimme und der „Schmalkaldische Krieg“ sorgt für Gänsehaut. Eine tolle Aufführung, viel Applaus und ein bisschen Kritik: Wir hätten ruhig eine Zugabe geben können, am besten gemeinsam mit den „großen“ Engelspierken aus der letzten Reihe. Stimmt – daran habe ich nicht einen Augenblick gedacht!

Aber das wird nachgeholt, als wir am nächsten Tag in der Schlosskapelle Griebenow spielen. Bei der Laufprobe davor liegen die Nerven schon ein wenig blank, aber Laufproben sind ja auch Nervenproben! Die Aufführung gelingt auch hier ganz prima, und für besonders gute Stimmung sorgt der kleine Bruder von zwei Darstellerinnen, der sich über Bugenhagens abruptes Aufwachen in den Kutschszenen besonders lautstark freut. Und dann geht es dem Ende zu… und zum zweiten Mal heißt es Abschied nehmen vom Doctor Pomeranus, der großen wie kleinen Engelspierken wohl mehr ans Herz gewachsen ist als jeder andere Musical-Charakter. Bei der Zugabe stehen große und kleine Musicaldarsteller miteinander vor dem wunderschönen Croy-Teppich, und wir singen ein letztes Mal: „Eine Tür geht auf…“

Dann ist es geschafft. Des Himmelfahrtskommandos zweiter Teil ist ein Wochenende voller Musik und Glück geworden, und auch die Gemeinde ist begeistert. Woher denn der tolle „große“ Bugenhagen, den die alljährlichen Musicalzuschauer noch nicht kannten, kommt? Der ist, genau wie der kleinere Bugi, aus einem anderen Musicalprojekt am Bibelzentrum zu den „Lütten Engelspierken“ gekommen – so wächst unsere kleine Gruppe in die verschiedensten Richtungen.

Aber jetzt ist erst mal wichtig, wann wir uns wiedersehen: Das wird in der letzten Sommerferienwoche 2020 sein. Oder eben bei einem der anderen Musicalprojekte, die noch so im Schwange sind. Auf jeden Fall in Barth, wo im ersten Stock des Bibelzentrums auch Bugenhagen auf uns wartet… und, wenn alles klappt, ein neuer Musicalheld für das nächste Jahr. Wir sehen und hören uns!

 

Lampenfieber in Griebenow

 

Der Croy-Teppich in der Christuskirche

 

Reformatoren unter sich…